User:MilanConad/sandbox
Die Liste der Stolpersteine in Völklingen enthält die in Völklingen (Saar) durch den Künstler Gunter Demnig gefertigten und verlegten Stolpersteine für Opfer des Faschismus. Es handelt sich um Opfer des Holocaust, Widerstandskämpfer, Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde und Zwangsarbeiter.
Geschichte
[edit]Im Juli 2012 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig die ersten 7 Stolpersteine in Völklingen. Die Initiative dazu ging vom Aktionsbündnis Stolpersteine Völklingen aus. Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Sonnenhügel unterstützen zusammen mit ihren Lehrerinnen das Projekt sowie alle weiteren Verlegungen.
- März 2013: Verlegung von 10 Stolpersteinen in der Innenstadt sowie den Stadtteilen Luisenthal und Ludweiler
- August 2014: Verlegung von 8 Stolpersteinen in der Innenstadt sowie den Stadtteilen Heidstock, Fürstenhausen, Ludweiler, Geislautern, Verlegung der Stolperschwelle für die Zwangsarbeiter der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke vor dem damaligen Haupteingang des Weltkulturerbes in der Rathausstraße.
- September 2022: Verlegung von 3 Stolpersteinen in der Innenstadt und im Stadtteil Fürstenhausen.
In Gedenken an den Tag der Befreiung vom Faschismus am 08. Mai 1945 und die Reichspogromnacht am 09.11.1938 werden die Stolpersteine jedes Jahr von Personen und Gruppierungen, die Patenschaften übernommen haben, geputzt.
Liste der Stolpersteine in Völklingen
[edit]Bild | Adresse | Verlegedatum | Inschrift | Leben |
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Köhler Str. 7, 66333 Völklingen-Lauterbach | 02.05.2014 | Hier wohnte
Andres Closen JG: 1896 Verhaftet 1937 Grenzgängerstreik Bergleute 1938 "Landesverrat" Gefängnis Lerchesflur Ermordet 4.6.1938 |
Andreas Closen wurde am 02.08.1896 in Limbach, Kreis Saarlouis, geboren. Er war verheiratet mit Anna Maria Buß und hatte 3 Kinder. 1937 erstmals als Rädelsführer von Unruhen und Protesten gegen die Einführung neuer Devisenbestimmungen verhaftet, erfolgte am 14.3.38 die erneut Verhaftung und Einlieferung in das Saarbrücker Gefängnis Lerchesflur. Hier starb er 4 Monate später an den Folgen von Hunger und Misshandlungen. „Freunde der Familie, die den Sarg entgegen dem strikten Verbot der Gestapo öffneten, stellten fest, dass Closen bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen und der einst kräftige Bergmann schrecklich abgemagert war.“ (aus: Zehn statt tausend Jahre, Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar, S. 156). Am 7.6.38 wurde Andreas Closen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt. | |
Hauptstr. 293A, 66333 Völklingen-Lauterbach | 02.05.2014 | Hier wohnte
Anton Detemple JG: 1905 Im Widerstand/KPD Verhaftet 04.03.1939 Dachau Flossenbürg Entlassen 1941 Überlebt |
Anton Detemple wurde am 26.06.1905 geboren. Er war verheiratet und hatte 4 Kinder. Beruf: Kraftfahrer. 1928 Gemeindevorsteher in Lauterbach, zeitweise KPD-Ortsvorsitzender. Anton Detemple wurde 1939 verhaftet weil er Juden zur Flucht verholfen und sich im Abstimmungskampf für den Anschluss an Frankreich eingesetzt hatte. Beim Verhör wurden ihm zwei Backenzähne ausgeschlagen, er wurde misshandelt und anschließend ins Gefängnis Lerchesflur überstellt. Von dort kam er im April 1939 in die KZs Dachau und Flossenbürg.
Nach seiner Entlassung aus dem KZ im April 1941 wurde er dienstverpflichtet an die Ostfront nach Russland. Nach dem Krieg wurde Anton Detemple als Opfer des NS anerkannt und entschädigt. Er hatte Folter und KZ überlebt, aber schwere körperliche und seelische Schäden davongetragen. Anton Detemple verstarb am 31.07.1981. | |
Völklinger Str. 61, 66333 Völklingen-Ludweiler | 05.07.2012 | Hier wohnte Samuel Bergmann Jg. 1872 Flucht 1936 Holland Interniert Westerbork Deportiert 1943 Auschwitz Ermordet 05.02.1934 |
Samuel Bermann wurde am 28. April 1872 in Osann an der Mosel als Sohn einer Winzerfamilie geboren. Er war in dritter Ehe mit Gertrude Bermann, geb. Hirsch verheiratet.Seine erste Frau Flora starb bei der Geburt des Sohnes Friedrich, seine zweite an einer schweren Erkrankung. Von Beruf Kaufmann, eröffnete er 1900 in Ludweiler ein Geschäft für Möbel, Arbeitskleidung und Heimtextilien. 1908 baute er ein Wohn- und Geschäftshaus in der Völklinger Str. 61. Im 1. Weltkrieg diente er als Soldat und erhielt als Ehrenauszeichnung das Eiserne Kreuz. Er und seine Familie waren fester Bestandteil der Ludweiler Dorfgemeinschaft. Dies änderte sich nach der Saarabstimmung 1935. Die Nazis hetzten gegen ihn, so dass er sich im Oktober 1935 gezwungen sah, Haus und Geschäft zu verkaufen und mit seiner Frau Gertrud und dem gemeinsamen Sohn Julius nach Holland zu emigrieren. Nach der Besetzung der Niederlande durch die Nazis wurden beide über das Auffanglager Westerbork nach Auschwitz deportiert und dort am 05.02.1943 ermordet. | |
Hier wohnte Gertrude Bergmann Geb. Hirsch Jg. 1885 deportiert 1943 Auschwitz ermordet 05.02.1943 | ||||
Hier wohnte Julius Bergmann Jg. 1924 deportiert 1942 Auschwitz ermordet 30.09.1942 |
Julius Bermann, Sohn von Samuel und Gertrude Bermann, kam am 19.April 1924 in Ludweiler auf die Welt und lebte dort bis zur Flucht mit den Eltern nach Holland (1936) in der Hauptstraße 61 (heute Völklinger Str.). Er besuchte in Amersfoort die Schule und wollte Elektroingenieur werden. Am 21. August 1942 wurde Julius von seinen Eltern getrennt, nach Westerbork (NL) ins Auffanglager und von dort nach Auschwitz gebracht. Er wurde am 30.September 1942 im Alter von 18 Jahren ermordet. | |||
Hier wohnte Kurt Salomon Bergmann Jg. 1913 Flucht 1935 Frankreich Interniert Drancy Deportiert 1942 Auschwitz Ermordet 19.08.1942 |
Kurt Salomon Bermann war der Sohn von Samuel Bermann aus dessen zweiter Ehe. Er wurde am 25.März 1913 in Ludweiler geboren. 1935, kurz nach der Saarabstimmung, flüchtete er nach Frankreich. Dort arbeitete er als Bauer in der Nähe von Bordeaux. Kurt Salomon heiratete eine Französin jüdischen Glaubens. Sie bekamen im Sommer 1942 ein Kind. 3 Monate später wurden sie verhaftet und in Auschwitz am 19.08.1942 ermordet. | |||
Völklinger Str. 60, 66333 Völklingen-Ludweiler | Hier wohnte Wilhelm Bergmann Jg. 1880 Flucht Holland Interniert Westerbork deportiert 1943 Sobibor Ermordet 02.07.1943 |
Wilhelm war der Bruder von Samuel Bermann. Er wurde am 08..Dezember 1880 in Osann an der Mosel geboren und war verheiratet mit Berta Bermann-Keller. Wilhelm hatte eine Schneiderlehre gemacht und zog nach Ludweiler. Dort eröffnete er eine Schneiderei in der Hauptstraße 60 (heute: Völklinger Straße 60). Er und seine Familie wurden nach der Reichspogromnacht am 11. November 1938 überfallen und ausgeraubt. Wilhelm Bermann wurde in sog. Schutzhaft genommen und vom 15.November bis 22. Dezember 1938 in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Er flüchtete am 24.Januar 1939 mit seiner Frau in die Niederlande. Die Eheleute waren vom 27.Mai bis 29.Juni 1943 in Westerbork im Sammellager untergebracht und wurden von dort aus nach Sobibor verschleppt. Wilhelm und seine Frau wurden am 2.Juli 1943 ermordet. | ||
Am Bürgermeisteramt 5, 66333 Völklingen-Ludweiler | Hier wirkte Philipp Kaufmann Jg. 1896 im Widerstand Gemeindeverordneter von 1932 bis 1935 1944 Verhaftung Buchenwald Tot 07.03.1945 |
hilipp Kaufmann wurde am 27.03.1896 in Ludweiler geboren. Er war verheiratet mit Lena Hoff. Von 1932 bis 1935 wirkte er als Fraktionsvorsitzender der KPD im Ludweiler Gemeinderat. Während des Abstimmungskampfes setzte sich Kaufmann öffentlich gegen die Rückgliederung des Saarlandes an das faschistische Deutschland ein. Dies führte 2 Jahre später zu seiner Entlassung bei der Saargruben AG, Grube Velsen. Wie vielen anderen saarländischen Antifaschisten wurde auch ihm vom Arbeitsamt eine Stelle im Ruhrgebiet zugewiesen. 1937 zog er nach Recklinghausen, später mit Frau und Kind nach Hüls und Marl. Hier half er während des Krieges russischen Zwangsarbeitern und war aktiv im Widerstand gegen die Nazis. Am 30. Oktober 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet. Seine Tochter Emmy bat schriftlich um seine Freilassung, diese Bitte wurde jedoch abgelehnt: Man könne ihm zwar nichts nachweisen, auf Grund seiner bekannten Einstellung werde er jedoch bis zum Kriegsende isoliert gehalten. Ende November 1944 wurde er nach Marl-Hüls in ein Lager der Chemischen Werke gebracht. Dort musste er hart arbeiten, wurde immer wieder verhört, misshandelt und geschlagen., schließlich am 17. Dezember 1944 in das Konzentrationslager Buchenwald transportiert. Im Januar 1945 schrieb er an seine Familie: „Haltet den Kopf hoch – ich tue es auch, bis wir uns wiedersehen!“ Erst am 07. Juli 1949 erfuhr die Familie über die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, dass Philipp Kaufmann auf einem Außenkommando des KZ Buchenwald umgekommen sei.
Nach dem Krieg war in seinem Heimatort Ludweiler eine Straße nach ihm benannt. 1956 wurde dies wieder rückgängig gemacht. Die konservative Mehrheit im Gemeinderat wollte nicht, dass ein Kommunist auf diese Weise geehrt würde. | ||
Saarstr. 33, 66333 Völklingen | Hier wohnte Fredi Wiedersporn Jg. 1924 Einweisung 1939 Pflegeanstalt Scheuern 1941 Hadamar "Verlegt" 1941 Sonnenstein / Prina Ermordet 03.04.1941 Aktion T4 |
ohann Friedrich Wiedersporn wurde am 9. März 1924 geboren Er war ein fröhlicher, lieber Junge, aber langsamer als seine Alterskameraden, geistig ein wenig zurückgeblieben. Im Völklinger Stadtteil Wehrden ging er zur Schule, spielte er mit den Nachbarskindern, fühlte sich in seiner Familie geborgen, bis die Schulbehörde den Unterricht in einer Anstaltsschule beantragte. So wurde er 1935 im Alter von 11 Jahren in die Bildungs- und Pflegeeinrichtung St. Vincenzstift in Aulhausen eingewiesen, später (1937) in die Heilerziehungs- und Pflegeanstalt Scheuern bei Nassau an der Lahn eingeliefert. Nach einem Ferienaufenthalt zuhause wollten die Eltern Fredi daheim behalten und er fand sogar eine Arbeitsstelle bei einer Wehrdener Firma.
Mit Schreiben vom 1. März 1939 wird dies abgelehnt. Fredi falle unter das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses und werde daher „bis zum Abschluss der Unfruchtbarmachung in Ihrer Anstalt belassen“ (Schreiben des Reichskommissars für das Saarland an die Anstalt Scheuern). Am 19. März 1941 wird Fredi Wiedersporn von Scheuern in die Tötungsanstalt Hadamar gebracht, wo er im Zuge der Aktion T 4 zusammen mit 90 anderen Personen noch am gleichen Tag ermordet wird. Die auf dem Stolperstein befindliche Aufschrift besagt, dass Fredi Wiedersporn am 03.04.1941 in der Anstalt Sonnenstein/Pirna getötet wurde. Diese falsche Angabe geht auf eine gezielte Täuschung der Todesurkunde durch das Standesamt Hadamar zurück. Todeszeitpunkt und -ort wurden gefälscht, damit die Familienangehörigen nicht misstrauisch werden sollten, wenn sie erfuhren, dass der Patient sofort am Einlieferungstag schon verstorben ist. Über das Internetportal des Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel ist ein 30-minütigen Film über Fredi Wiedersporn verfügbar: adolfbenderblog.wordpress.com/gleiches-recht/fredi-wiedersporn. Auf Youtube unter: www.youtube.de/AdolfBenderZentrum. | ||
Bahnhofstr. 4, 66333 Völklingen-Luisenthal | 18.03.2013 | Hier praktizierte Dr. Rudolf Fromm Jg. 1894 Schutzhaft 1938 Dachau Flucht 1939 USA Überlebt |
Ludwig Fromm wurde am 20. Februar 1894 in Derichsweiler bei Düren geboren. Nach seinem Abitur studierte er Medizin in Kiel und Bonn. Während des 1. Weltkrieges unterbrach er sein Studium, um als Soldat für Deutschland zu kämpfen. Seine Verdienste im Krieg wurden mit zwei Eisernen Kreuzen gewürdigt.
1923 eröffnete er seine erste Arztpraxis in Altenkessel bei Saarbrücken, ab 1926 praktizierte er im eigenen Haus in Luisenthal (damals Obervölklingen), Bahnofstr. 2. 1929 lernte er seine spätere Frau, die Zahnärztin Rose Meyer, kennen. Zeitzeugen berichten, dass er wegen seines Einsatzes und seiner Hilfsbereitschaft hoch angesehen war. So half er Patienten, welche kein Geld hatten, indem er sie in Raten bezahlen ließ oder ganz auf seinen Lohn verzichtete. Dr. Fromm hatte den Ruf, „Arzt aus Berufung“ zu sein. Seine Patienten kamen nicht nur aus Luisenthal, sondern auch aus Fenne, Burbach, Ottenhausen, Klarenthal und Völklingen. Außerordentlich beliebt machte ihn sein Einsatz für die Menschen, die in Folge der Wirtschaftskrise Ende der 20-iger Jahre arbeits- und damit oft auch mittellos waren. So wird berichtet, dass er Medikamente für seine Patienten aus eigener Tasche zahlte und auch Lebensmittel zur Verfügung stellte. Trotzdem sah sich Dr. Fromm ab 1933 antisemitischer Hetze ausgesetzt, die schließlich in der Reichspogromnacht 1938 in einem Überfall von ca. 30 Personen gipfelte. Sie bewarfen Fenster und Türen mit Steinen, bedrohten und beschimpften ihn, plünderten und verwüsteten sein Haus. Die von seiner Haushälterin Emilie Ferdinand um Hilfe gerufene Polizei nahm beide in „Schutzhaft“. Dr. Fromm wurde zunächst in das Gestapo-Lager Goldene Bremm, später dann in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Am 1. Dezember wurde ihm die Approbation entzogen. Er musste sein Haus zu einem Spottpreis verkaufen und Deutschland verlassen. Am 5. Januar 1939 emigrierte er in die USA und eröffnete ein Jahr später eine Praxis auf Staten Island, später in New-York-City. Dr. Rudolf Fromm starb am 20.11.1946 an den Folgen eines im Nachhinein anerkannten „verfolgungsbedingten Körperschadens“. Seine Frau Rose Fromm erhielt nach langem Kampf ab 1967 eine Hinterbliebenenrente. Sie verstarb 1968. Wegen des Überfalls in der Reichspogromnacht mussten sich 1947 insgesamt 9 Personen verantworten. 6 Täter wurden zu Gefängnisstrafen zwischen 4 Monaten und 1 Jahr verurteilt, 2 wurden freigesprochen, ein Angeklagter erschien nicht wegen Krankheit. | |
Warndtstr. 87, Völklingen-Geislautern | 19.08.2014 | Hier wohnte Albert Grimm Jg. 1906 Im Widerstand Fluchthelfer im besetzten Polen Verhaftet 08.12.1941 Auschwitz Ermordet 08.09.1942 |
Albert Grimm, Jahrgang 1906, war als LKW-Fahrer für die Organisation Todt in Polen tätig. Hier hatte er offensichtlich Kenntnis über den Massenmord an Juden in Auschwitz und den anderen Vernichtungslagern erhalten. Deshalb verhalf er verfolgten Mitmenschen, insbesondere Juden, zur Flucht und leistete Widerstand gegen das NS-System. Am 8. Dezember 1941 erhielten er und ein weiterer Fahrer den Auftrag, eine Ladung Obst und Gemüse von Lemberg in der Ukraine nach Krakau zu transportieren. Auf dieser Fahrt nahmen sie einige Juden mit. In Krakau fiel dies auf. Grimm und sein Beifahrer wurden von der Polizei verhaftet und in das KZ Auschwitz gebracht. Nach vierwöchiger Haft schrieb Albert Grimm am 3. Januar 1942 an seine Frau, er wundere sich, wegen so einer Dummheit so lange eingesperrt zu werden und hoffe, bald frei zu kommen. Albert Grimm bat darum, ihm etwas gute Butter zu schicken, aber nur,wenn es seiner Frau und den Kindern an nichts fehlen sollte. In dem letzten Satz ließ er seine beiden Söhne Albert und Horst grüßen und trug seiner Frau auf, ihnen auszurichten, dass Papa bald nach Hause kommt.
Er setzte auch im KZ Auschwitz seine seine antifaschistische Arbeit fort. Im September 1942 erhielt Barbara Grimm die Nachricht, dass ihr Ehemann Albert im Krankenbau des KZ Auschwitz verstorben sei. In diesem Schreiben heißt es lakonisch: Trotz aller Bemühungen gelang es nicht, der Krankheit Herr zu werden. Ihr Ehemann hat keine letzten Wünsche geäußert. Unterzeichnet: Höß, SS-Obersturmbannführer und Lagerkommandant. Albert Grimm starb am 8. September 1942, eine Woche vor seinem 36. Geburtstag. | |
Moltkestr. 19, Völklingen-Innenstadt | 18.03.2013 | Hier wohnte Hermann Kahn Jg. 1888 Schutzhaft 1938 Dachau Zwangsevakuiert 1939 Köln deportiert 1941 Riga Ermordet |
Hermann Kahn wurde am 05.07.1888 geboren. Er war verheiratet mit Klara Kahn, geb. Weil. Bis zu seiner Verhaftung am 15.11.1938, ein paar Tage nach der Reichspogromnacht, betrieb er eine Schuhmacherei in der damaligen Dietrich-Eckard Str. (heute Alte Schulstr.) in Völklingen. Nach der Rückkehr aus der „Schutzhaft“ im Konzentrationslager Dachau fand er sein Geschäft nicht mehr vor. Es war von der Stadtverwaltung abgerissen worden. Hermann Kahn suchte sich eine neue Wohnung und lebte bis zur Evakuierung 1939 in der Moltkestr. 19 in Völklingen. Die Evakuierung verschlug die Eheleute Kahn nach Köln in die Meister-Gerhard-Str. 29. Bei dieser Adresse handelte es sich um ein sog. „Judenhaus“, in dem die Juden auf engstem Wohnraum zusammengedrängt und in Vorbereitung auf die folgenden Deportationen konzentriert wurden. Von hier wurden Hermann Kahn und seine Ehefrau Klara am 07.12.1941 nach ins KZ Riga deportiert und dort ermordet. | |
Hier wohnte Klara Kahn Geb. Weil Jg. 1881 Schutzhaft 1938 Dachau Zwangsevakuiert 1939 Köln deportiert 1941 Riga Ermordet |
Klara Kahn wurde am 13.08.1881 geboren. Sie war verheiratet mit Hermann Kahn und wurde zusammen mit ihm am 15.11.1938 verhaftet („Schutzhaft“) und in das KZ Dachau überstellt. Zurück in Völklingen, erfolgte 1939 im Zuge der Evakuierung nach Köln in ein sog. „Judenhaus. Ihre Rückkehr nach Völklingen war allerdings nicht mehr erwünscht. Am 05.07.1940 richtete der damalige Bürgermeister Eder ein Schreiben an die NSDAP-Kreisleitung, in dem er verlangte, dass die 8 aus Völklingen evakuierten Juden, darunter Hermann und Klara Kahn, nicht aus der Evakuierung zurückgerufen werden sollten.
Am 07.12.1941 wurde Klara Kahn in das KZ Riga deportiert und dort ermordet. | |||
Poststr. 30, 66333 Völklingen-Innenstadt | Hier wohnte Robert Kahn Jg. 1930 Flucht 1933 Frankreich Interniert Drancy Deportiert 1944 Ermordet in Auschwitz |
Die Kahns waren eine Völklinger Kaufmannsfamilie mit zwei Kindern. Benny Kahn wurde am 18.März 1897 in Kirf bei Trier geboren. Seine Eltern hießen Hermann und Johanna Kahn. Er hatte eine Schwester. Sie hieß Lillian Zilly. Benny erlernte den Beruf des Kaufmanns. Seine Frau Alice wurde am 1. Oktober 1898 in Rustroff im Elsaß geboren. Ihre Eltern hießen Felix und Rosalie Juda. Alice und Benny hatten zwei Kinder, Robert und Odette.
Odette Kahn wurde am 30.November 1927 in Völklingen geboren. Sie ging später in Frankreich auf das Gymnasium Victor-Hugo in Poitiers. Odette war ein ruhiges und schweigsames Mädchen. Sie sprach nicht gerne über den Krieg und hatte nach Zeitzeugenberichten sehr große Angst davor, verschleppt zu werden. Ihr Bruder hieß Robert. Er wurde am 21. September 1930 in Völklingen geboren. Am 28. Juni 1933 flüchtete er zusammen mit seiner Familie aus Völklingen ins benachbarte Frankreich (Sierck les Bains). Dort wohnten sie bis zum Kriegsausbruch 1939. Familie Kahn fand dann zusammen mit den Großeltern der Kinder Unterkunft bei Verwandten in Chasseneuil du Poitou im Westen Frankreichs. Dort wurden sie am 30. Januar 1944 verhaftet und nach Drancy, einem Sammellager bei Paris, verschleppt. Von dort erfolgte die Deportation nach Ausschwitz am 10. Februar 1944 mit dem Transport Nr. 68. Der Zug erreichte Auschwitz am 12. Februar 1944. Benny, Alica, Robert und Odette Kahn wurden direkt nach ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet. | ||
Hier wohnte Odette Kahn Geb. Kahn Jg. 1927 Flucht 1933 Frankreich Interniert Drancy Deportiert 1944 Ermordet in Auschwitz | ||||
Hier wohnte Benny Kahn Jg. 1897 Flucht 1933 Frankreich Interniert Drancy Deportiert 1944 Ermordet in Auschwitz | ||||
Hier wohnte Alicia Kahn Jg. 1898 Flucht 1933 Frankreich Interniert Drancy Deportiert 1944 Ermordet in Auschwitz | ||||
100px | Saarbrücker Str. 19, 66333 Völklingen – Fürstenhausen | 19.08.2014 | Hier wohnte Abraham Kaiser Jg. 1880 Deportiert 1941 Riga-Jungfernhof Ermordet |
Abraham Kaiser wurde am 24.05.1880 in Niedenstein/Hessen-Nassau geboren. Er war verheiratet mit Minna Kaiser, geb. Bermann.
Die beiden betrieben in Völklingen-Fürstenhausen ein Wäschegeschäft mit Schneiderei und waren gut in die Dorfgemeinschaft integriert. In der Reichspogromnacht wurde das Ehepaar Kaiser wie alle anderen Völklinger Juden in „Schutzhaft“ genommen und ins KZ Dachau verschleppt. Hier waren sie vom 15.11.1938 – 02.12.1938 inhaftiert. Zurück in Völklingen wurden sie im Zuge der Evakuierung im September 1939 gezwungen, ihre Sachen zu packen und in ein sogenanntes „Judenhaus“ nach Köln zu ziehen. Von dort übersiedelten sie bereits im Oktober 1939 nach Nürnberg, wo sie bis zu ihrer Deportation am 29.11.1941 wohnten. Ihre Spur verliert sich im KZ Riga-Jungfernhof/Lettland. |
100px | Hier wohnte Minna Kaiser Geb. Bergmann Jg. 1877 deportiert 1941Riga-Jungfernhof Ermordet |
Mina Kaiser, geb. Bermann, wurde am 12.03.1877 in Osann an der Mosel geboren. Sie heiratete Abraham Kaiser und lebte mit ihm bis 1939 in Völklingen.
In der Zentralen Datenbank der Holocaustopfer Yad Vashem werden beide als Opfer der Shoah geführt. | ||
Hohenzollernstr. 28, 66333 Völklingen-Innenstadt | 18.03.2013 | Hier wohnte Fritz Lieser Jg. 1915 Flucht 1935 Frankreich Verhaftet 1942 Interniert Drancy Deportiert 1942 Auschwitz Ermordet 17.11.1942 |
Fritz Lieser wurde am 18. November 1915 in Völklingen geboren.
Seine Eltern waren der Kaufmann Samuel Lieser und seine Mutter Emmi, geborene Meyer. Sie führten in der Poststraße 13 ein Textil- und Konfektionsgeschäft. 1935, im Jahr der Rückgliederung des Saargebietes an Nazideutschland, wurden sie gezwungen, ihr Geschäft zu einem Bruchteil des eigentlichen Wertes zu verkaufen. Sie emigrierten mit ihren beiden Söhnen Fritz und Rudolf am 12.12.35 nach Frankreich. Doch auch dort waren sie aufgrund des Kriegsverlaufs nach 1939 nicht mehr vor Verfolgung sicher. Familie Lieser musste Straßburg verlassen und floh nach Vichy, von dort nach LePuy. Der Sohn Rudolf trat in die französische Armee ein. Fritz wurde dagegen am 25.August 1942 in Le Puy verhaftet und über das berüchtigte französische Sammellager Drancy in das KZ Auschwitz transportiert. Dort wurde er am 17.11.42 ermordet. Im Februar 1948 kehrten die Liesers nach Völklingen zurück und stellten einen Antrag auf Entschädigung wegen Freiheitsschadens. Dieser wurde mit einem Vergleich beendet: Familie Lieser erhielt einen Betrag von 300,-DM als einmalige Abfindung. | |
Poststr. 30, 66333 Völklingen-Innenstadt | 19.08.2014 | Hier wohnte Gitta Ostrolenk Geb. Katz Jg. 1871 Flucht 1939 Frankreich Interniert Drancy deportiert 1942 Ermordet in Auschwitz |
Gitta Ostrolenk wurde am 12.08.1871 (möglicherweise auch am 12.4.1871) in Radomsk/Polen geboren. Mit 21 Jahren heiratete sie Heinrich Ostrolenk. Die beiden hatten 4 Kinder: Leon, Rosa, Felix und Herz Maier. Die Familie lebte seit 1909 in Stuttgart und ab 1925 in Völklingen. Hier eröffnete Heinrich ein Konfektionsgeschäft, das er bis zu seinem Tod Anfang der 30er Jahre betrieb. Sein Sohn Leon führte das Geschäft bis zu seiner Flucht nach Forbach/Frankreich im Jahre 1935 weiter.
Léons Schwester Rosa war bereits 1934 nach Paris geflüchtet. Sie überlebte und starb dort 1961. Die Mutter Gitta Ostrolenk emigrierte 1939 nach Forbach, Bruder Felix im Juli 1939 nach Polen. Gitta Ostrolenk wurde 1942 vom Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Felix wurde am 7.11.39 in Polen verhaftet, zunächst in das KZ Sachsenhausen verschleppt, von hier aus in das KZ Dachau und schließlich nach Buchenwald, Außenlager Mittelbau-Dora. Felix Ostrolenk wurde am 17.10.1942 im Alter von 28 Jahren ermordet. Leon Ostrolenk kehrte nach dem Krieg nach Völklingen zurück und baute ein neues Geschäft in der Rathausstraße auf. | |
19.08.2014 | Hier wohnte Rosa Ostrolenk Jg. 1906 Flucht 1934 Frankreich Interniert Drancy Deportiert 1942 Auschwitz Befreit/Überlebt |
Rosa Ostrolenk wurde am 28.04.1906 in Wiesbaden geboren. Sie flüchtete 1934 nach Paris, überlebte den Holocaust und starb 1961 in Paris. | ||
Hier wohnte
Felix Ostrolenk Jg. 1914 Verhaftet 1939 Sachsenhausen 1941 Dachau 1942 Buchenwald Deportiert 1942 Ermordet in Auschwirt |
Felix Ostrolenk wurde am 30.03.1914 in Stuttgart geboren. Da er gehörlos war, brachten ihn seine Eltern in einer speziellen Fördereinrichtung in Berlin unter. Mit 17 zog er zu seinen Eltern nach Völklingen. Am 03.07.1939 emigrierte er nach Polen. Dort wurde er von den Nazis am 07.11.39 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Weitere Internierungen in verschiedenen KZs folgten:
03.09.40 – 05.07.1941 KZ Dachau 06.07.41 – 17.10.1942 KZ Buchenwald, Außenlager Mittelbau-Dora Am 17.10.1942 wurde Felix Ostrolenk von Mittelbau-Dora nach Auschwitz deportiert und ermordet. | |||
130px | Beethovenstr. 21, 66333 Völklingen-Innenstadt | Hier wohnte
Jutta Speicher Jg. 1921Im Widerstand Verhaftet 1944 Ravensbrück Ermordet 02.03.1945 |
Jutta Speicher wurde am 25. August 1921 geboren. Sie wuchs in einer Familie auf, die geprägt war von einer antifaschistischen Grundeinstellung. Auch in ihrer Nachbarschaft und im Freundeskreis war sie von Berg- und Hüttenarbeitern umgeben, die gegen die Nazis eingestellt waren. Ihr Vater war Dirigent eines großen Arbeiterchores, in dem die Lieder der Arbeiterbewegung gesungen wurden, sie selbst war Mitglied eines Arbeitersportvereins. Dieses Umfeld prägte sie. Die Schreckensmeldungen von Krieg, Hunger und Elend und die sichtbare Not der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter in Völklingen ließen Jutta Speicher nicht gleichgültig. Sie äußerte kritisch ihre Meinung, machte ihrer Wut über das verbrecherische NS-Regime Luft und wurde schließlich von der Gestapo verhaftet. Anfang 1945 erhielt ihre Mutter einen Brief aus dem KZ Ravensbrück. Man teilte ihr mit, ihre Tochter Jutta sei am 02.03.1945 verstorben.
Jutta Speicher war 23 Jahre alt, als sie von den Nazis ermordet wurde. | |
Moltkestr. 49, 66333 Völklingen-Innenstadt | 18.03.2013 | Hier wohnte
Josef Schirra Jg. 1889 Im Widerstand / KPD Flucht 1935 Frankreich Verhaftet 1941 Deportiert Dachau Ermordet 18.06.1942 Mauthausen |
Josef Schirra wurde am 02. Februar 1889 in Völklingen geboren. Er war in zweiter Ehe mit Katharina Zey verheiratet und hatte insgesamt 4 Kinder.
Bis 1927 arbeitete er als Walzer bei den Röchling’schen Eisen- und Stahlwerken, von 1928 bis 1935 als Gemeindearbeiter bei der Stadt Völklingen. Josef Schirra war von 1926-1929 Fraktionsvorsitzender der KPD in Völklingen und von 1932 – Januar 1935 Mitglied des Völklinger Gemeinderates. Im Abstimmungskampf setzte er sich aktiv gegen den Anschluss an Hitlerdeutschland ein. Nach der Saarabstimmung 1935 floh er zusammen mit seiner Familie vor der drohenden Verfolgung durch die Nazis nach Frankreich. Er fand 1939 Arbeit im Röhrenwerk von Montbard (Departement Côte-d’Or), wo er bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo am 28. Mai 1941 arbeitete. Josef Schirra wurde zunächst nach Saarbrücken, anschließend nach Dachau und schließlich in das Konzentrationslager Mauthausen (Österreich) gebracht. Am 20. Juni 1942 erhielt seine Frau Katharina von dort die Nachricht, dass ihr Mann am 18.Juni 1942 an einer Rippenfellentzündung gestorben sei. | |
Burgstr. 17, 66333 Völklingen-Innenstadt | 19.08.2014 | Hier wohnte Benjaming Benno Wang Jg. 1915 Flucht 1935 Frankreich Interniert Drancy Deportiert 1942 Auschwitz Ermordet 08.10.1942 |
Der jüdische Student Benjamin Wang wohnte von Februar 1933 bis September 1935 in der Burgstr. 17 auf dem Heidstock.
Benno Wang wurde am 19.5.1915 in Völklingen geboren. Er verlor seine Mutter im Alter von 6 Jahren, sein Vater starb 4 Jahre später, so dass der kleine Junge bereits mit 10 Jahren Vollwaise war. Bis 1933 lebte er in Frankfurt, das er nach der Machtergreifung der Nazis verließ, um sein Leben zu retten. Er flüchtete in das damals unter Völkerbundverwaltung stehende Saargebiet. In Völklingen lebten Verwandte von ihm und so suchte er sich dort ein kleines Zimmer, das er im Dachgeschoss des Hauses von Lorenz Klein fand. Doch nach der Saarabstimmung 1935 war er auch hier nicht mehr sicher. Er emigrierte nach Paris, studierte Kunst, verliebte sich und heiratete. Als die Nazis Frankreich besetzen, war er als Jude erneut in Gefahr, eine Flucht offenbar nicht mehr möglich. Benno Wang wurde in Paris verhaftet und am 17.7.1942 vom Sammellager Drancy aus nach Auschwitz deportiert. Er starb am 08.10.1942. | |
100px | Rathausstraße 75-79, 66333 Völklingen-Innenstadt | 19.08.2014 | Röchlingsche Eisen-und Stahlwerke 1941-1944
Zwangsarbeit für den deutschen Endsieg Tausende müssen unter Zwang für die deutsche Rüstung arbeiten Unterernährt, Misshandelt, Arbeitsunfall, Krank Hunderte Verlieren ihr Leben |
Die Stolperschwelle soll an die Tausenden von Zwangsarbeiter*innen erinnern, die - von den Nazis mit Gewalt aus ihrer Heimat verschleppt - bei den Röchlingschen Eisen- und Stahlwerken unter menschenunwürdigen Bedingungen die Kriegsproduktion aufrechterhalten mussten. Unterernährt und in schlechtem gesundheitlichen Zustand mussten sie täglich bis zu 12 Stunden Schwerstarbeit verrichten, oft genug vom Werkschutz misshandelt und gedemütigt. Berüchtigt war der Leiter des Lagers Schulzenfeld, der Zwangsarbeiter mit Handschuhen verprügelte, die mit Steinen gefüllt waren. Wer um Brot bettelte oder die Arbeit verweigerte kam in das Straflager Etzenhofen. Ein 12-jähriger russischer Junge hatte drei Kartoffeln aufgesammelt und musste dafür 56 Tage nach Etzenhofen.
Die hygienischen Verhältnisse in den Baracken waren völlig unzureichend. Viele Zwangsarbeitende starben an Tuberkulose, Diphterie oder anderen Infektionskrankheiten. Auf der Opferliste sind als weitere Todesursachen „Freitod durch Erhängen“, „Selbstmord durch Gasvergiftung“, „Zertrümmerung des Schädels“ , häufig auch „Tödlicher Unfall“ genannt. Als Todesursache der 2 Monate alten Elisaweta Borikow ist „Unterernährung“ vermerkt. 14 ZwangsarbeiterInnen kamen am 16. Juli 1944 bei einem Fliegerangriff ums Leben, dem sie ungeschützt ausgesetzt waren.
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